Die Körpertemperatur des Menschen ist ein wichtiger Messparameter zur Erkennung von Krankheitszuständen. Sie ist aber auch ein Maß für die Stoffwechselaktivität Ihres Körpers. Wir klären im Folgenden über die normale Körpertemperatur des Menschen auf!
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Normale Körpertemperatur bei Menschen – wichtiger Messwert bei Herz-Kreislauferkrankungen
Für eine vollständige Herz-Kreislaufdiagnostik ist es für uns wichtig , dass wir die normale Körpertemperatur des Menschen und die Ursachen für eine erhöhte Körpertemperatur kennen. Die Körpertemperatur des Menschen ist ein wichtiger Messparameter zur Erkennung von Krankheitszuständen. Sie ist aber auch ein Maß für die Stoffwechselaktivität Ihres Körpers.
In der Cardiopraxis in Düsseldorf und Meerbusch nutzen wir die Bestimmung der Körpertemperatur, um festzustellen, wie Blutdruck, Blutfluss, Körpermasse und Stoffwechselaktivität unter Berücksichtigung des Hormonstatus im Einklang stehen. Folglich gibt uns die Körpertemperatur wertvolle Hinweise auf die gezielt individuelle und erfolgreiche Behandlung gerade des Bluthochdrucks. Somit ist die Messung der Körpertemperatur für uns zum unverzichtbaren Bestandteil der Diagnose und Behandlung des Bluthochdrucks geworden.
Die Körpertemperatur ist ein Maß für den Energieverbrauch des Menschen. Aus großen wissenschaftlichen Studien wissen wir, dass die Körpertemperatur mit dem Langzeitüberleben korreliert. Grundsätzlich gilt: Je höher die Körpertemperatur, desto geringer die Lebenserwartung. Wohlgemerkt, dieses gilt für den Durchschnitt einer großen Bevölkerungsgruppe und muss im Einzelfall nicht so sein.
Die normale Körpertemperatur – bisheriger Standard
Der Normalbereich für die menschliche Körpertemperatur wird mit 36,2 – 37,5 0C angegeben. Dieser Standard geht noch auf die Messungen von Carl Reinhold Wunderlich aus dem Jahr 1851 zurück. Er führte seinerzeit in Leipzig bei 25.000 Menschen ein Vielfaches an axillären Temperaturmessungen mit Quecksilberthermometern durch. Dabei ermittelte er eine durchschnittliche Körpertemperatur von 37,0 Grad Celsius. Dieser Standard ist heute noch weltweit anerkannt. Zu Zeiten Wunderlichs mit Beginn der Industrialisierung betrug die Lebenserwartung 38 Jahre (Stand 1851).
Abnahme der Körpertemperatur in Industrienationen
Dass sich die Normalwerte über die Zeit mindestens in den westlichen Industrienationen nach unten verschoben haben, zeigt eine Untersuchung aus den USA. Hier wurden 4 Großstudien aus dem Zeitraum von 1862 bis 2017 sorgfältig ausgewählt und zusammengefasst. Die Erhebung beginnt also ungefähr in der Zeit, als Carl Reinhold Wunderlich seine Temperaturerhebungen in Deutschland machte.
Bei den zusammengefassten US-amerikanischen Studien wurden 378.629 Männer und Frauen mit insgesamt 677.423 Einzelmessungen untersucht, Die Messungen erfolgten entweder oral im Mund oder axillär, d.h.in der Achselhöhle. Über einen Zeitraum von 157 Jahren zeigte sich ein kontinuierlicher Abfall der Körpertemperatur bei Männern und bei Frauen.
- Männer -0,59 0C (-0,030 0C pro 10 Jahre)
- Frauen -0,32 0C (-0,029 0C pro 10 Jahre)
Auf der Grundlage dieser Untersuchungen beträgt also die normale mittlere Körpertemperatur 36,6 Grad Celsius.
Die Lebenserwartung in Deutschland und den USA ist mit 80,6 und 78,7 Jahren vergleichbar (Stand 2016) und hat sich somit auch in Deutschland seit den Zeiten Wunderlichs mehr als verdoppelt.
Die Ergebnisse zu den Temperaturmessungen aus den USA lassen sich aufgrund eines ähnlichen Zivilisationsgrades einschl. gesundheitlicher Versorgung auch auf die Verhältnisse in Westeuropa und damit auch auf Deutschland übertragen. Hierfür spricht auch, dass in Ländern, die nicht einen so hohen Industrialisierungsgrad aufweisen, wie z.B. Pakistan, aktuelle Messungen der Körpertemperatur ähnliche Werte aufweisen wie in den USA in der frühindustriellen Phase.
Für die verringerte durchschnittliche mittlere Körpertemperatur kommen vor allen Dingen folgende Einflussfaktoren in Frage:
- entzündliche Erkrankungen
- thermischer Stress
- körperliche Aktivität
Weniger entzündliche Erkrankungen verringern die Temperatur des Körpers
Der Hauptgrund für eine zivilisatorische Abnahme der Körpertemperatur ist mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit die Abnahme von chronischen körperlichen Entzündungszuständen.
Zahlreiche Entzündungen werden von Menschen nicht oder kaum bemerkt. Hierzu zählen z.B. die Parodontitis durch schwache Mundhygiene, die bakterielle Magenschleimhautentzündung (Helicobacter pylorii) durch unsaubere Nahrungsmittel oder auch durch toxische Industriestoffe. Gerade die Tuberkulose, die früher sehr häufig war, kann manchmal jahrelang unerkannt bleibt und so zu Temperaturerhöhungen unterhalb der Fiebergrenze beitragen.
Nicht zuletzt sind es neben der Nahrungsmittelhygiene und neben Entzündungshemmern wie etwa Aspirin und Ibuprofen die modernen Antibiotika, die Infekte dauerhaft und schnell beseitigen. Das wiederum trägt auch zu einer Verringerung der Körpertemperatur der Gesamtbevölkerung bei.
Thermischer Stress – ein unterschätzter Grund für eine gesteigerte Temperatur
Jeder Mensch hat einen individuellen Temperatursollwert. Meistens liegt dieser heutzutage bei 36,5 0C und schwankt um ca. 0,3 0C nach oben und nach unten, ohne dass Sie sich unwohl fühlen.
Befinden Sie sich in extremen Temperaturbereichen, sei es sehr kalt oder sehr warm, dann hat das für Sie thermischen Stress zur Folge, weil der Körper eine stabile Körpertemperatur aufrechterhalten will.
Bei zu kalter Umgebung bildet der Köper aktiv überschießende Wärme (z.B. Kältezittern). Bei zu warmer Umgebung wird der Körper schon alleine durch die Außentemperatur passiv erwärmt. Der Aufwand zur Aufrechterhaltung einer stabilen Körpertemperatur beträgt bei schwankender Umgebungstemperatur immerhin 50-70% der täglichen Energieaufnahme.
Durch die modernen Mittel der Erwärmung und Kühlung von Räumen und durch angepasste Kleidung hat der thermische Stress für Menschen in Industrienationen abgenommen. Folglich sind wir im Alltag nicht mehr so starken Temperaturschwankungen ausgesetzt wie unsere Vorfahren. Dementsprechend wird Ihre Körpertemperatur überwiegend im Wohlfühlbereich des individuellen Sollwertes gehalten. Und zwar ohne dass starke Schwankungen auftreten, die einen Adrenalin-vermittelten Stress zur Folge haben.
Abnahme Körpertemperatur – verringerte körperliche Aktivität im Alltag
Ein besonders wichtiger Faktor bei der Verringerung der durchschnittlichen Körpertemperatur ist die Abnahme der Stoffwechselrate durch weniger körperliche Bewegung. In den Industrienationen ist hier der wesentliche Faktor die überwiegend sitzende beruflich Tätigkeit.
Hinzu kommt die hohe passive Mobilität mit modernen Verkehrsmitteln: Sie sind zwar schnell, aber bedeuten für den Menschen einen geringen Energieverbrauch. Kurzum, es macht einfach einen Unterschied, ob Sie morgens mit dem Fahrrad anstatt mit dem Auto zur Arbeit fahren. Oder ob Sie an einem Schreibtisch oder bei einem Umzugsunternehmen arbeiten.
Bewertung der Körpertemperatur in Verbindung mit Kreislaufparametern und Befinden
Nun, wie gehen wir mit diesen Erkenntnissen um? Sicherlich ist es noch zu früh zu sagen, dass wir einen neuen Standard haben. Dafür brauchen wir noch weitere Studien.
In der Cardiopraxis machen wir allerdings sehr wohl die Erfahrung, dass die “normale“ Körpertemperatur bei Männern, gemessen mit dem Ohrthermometer zwischen 36,2 und 37,0 0C, also im Mittel bei 36,6 0C liegt. Das entspricht also ungefähr den Werten aus der oben genannten Studie und auch genau dem mittleren Wert aus einer anderen großen Untersuchung. Letztere wurde bei 35.488 Menschen mit 234.506 Einzelmessungen im Zeitraum 2009-2017 durchgeführt.
Bei Frauen mit einem normalen Ovarialzyklus müssen wir den Zeitpunkt des Zyklus und die damit verbundenen Schwankungen einkalkulieren. Folglich ist Ihre Basaltemperatur in der ersten Hälfte vor dem Eisprung niedriger, in der zweiten Hälfte höher.
Wir können die normale Körpertemperatur und damit den Sollwert durch die gleichzeitige Messung von Blutfluss und Blutdruck sowie Herzfrequenz recht gut abschätzen. Sind Blutdruck, Herzfrequenz sowie Blutfluss normal und haben Sie darüber hinaus kein vermehrtes Kälte- oder Wärmempfinden, dann liegt kein thermischer Stress vor. Ist der Blutfluss weder zu hoch noch zu niedrig, dann muss Ihr Körper kein Zuviel an Wärme abgeben. Ebenso muss er nicht ein Zuwenig an Wärme im Körper halten.
Liegt Ihre Körpertemperatur, gemessen mit dem Ohrthermometer unter 36,2 bzw. über 37,0 0C, dann werden wir besonders hellhörig und forschen nach den Ursachen.
Bewertung der Körpertemperatur im Alltag
Für Sie im Alltag bedeutet dieses zunächst einmal, dass bei der Bestimmung von krankhaftem Fieber alles beim Alten bleibt:
Standard
- 37,5 – 38,0 0C unterschwelliges Fieber
- >38,0 0C manifestes Fieber
Graubereich
- 37,0 – 37,4 0C Graubereich
Für den Bereich zwischen 37,0 bis 37,4 0C schlagen wir einen sog. Graubereich vor. Voraussetzung ist, dass bei Frauen nicht die 2. Zyklushälfte eines normalen Ovarialzyklus oder eine Schwangerschaft vorliegt; in diesem Fall sind Temperaturwerte zwischen 37,0 – 37,4 0C und in Einzelfällen sogar darüber normal.
Kurzum, Sie sollten sich bei wiederholt gemessenen Werten im Graubereich fragen, was die Ursache sein kann. Die häufigsten korrigierbaren Ursachen sind nach unseren Erfahrungen in der Cardiopraxis:
- Übergewicht
- Medikamente (z.B. Schilddrüsenhormone; siehe “Fieber“ in Fachinformationen für Medikamente)
- Stoffwechsel-aktivierende Nahrungsergänzungsmittel (z.B. Magnesium-Citrat, Vitamine B6, B12, D)
In jedem Fall sollten Sie Ihre normale Körpertemperatur kennen. Dafür bestimmen Sie am besten mehrmals im Monat Ihre Basaltemperatur am Morgen direkt nach dem Aufstehen, am besten mit einem Ohrthermometer.
Weicht die mehrmals gemessene Temperatur von Ihren gewohnten Werten ab oder liegt sie im Graubereich, dann sollten Sie nachdenken. Besteht keine erkennbare Ursache, dann kann es sinnvoll sein gemeinsam mit Ihrer Ärztin oder Ihrem Arzt nach den Ursachen für die Erhöhung der Körpertemperatur zu forschen.
Literatur
- Protsiv M et al. Decreasing human body temperature in the United States since the industrial revolution. eLife 2020;9:e49555
- Levine JA. Nonexercise activity thermogenesis – the liberating life-force. J Int Med 2007;262-287
- Sund-Levander M et al. Normal oral, rectal, tympanic and axillary body temperature in adult men and women: a systematic literature review. Scand J Car Sci 2002;16: 122-8
- Mackowiak PA. History of clinical thermometry. In: Mackowiak PA, ed. Fever. Basic Mechanisms and Management. Philadelphia, NY: Lippincott-Raven, 1997: 1-10
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