Wie die meisten von uns sitze ich in Jogginghosen und mit vom ständigen Fressen fettig gewordenen Haaren im Weihnachtskerker, dem ländlichen Haus der Familie, nur um auf das Christkind zu warten, dieses hedonistische Arschloch, Promoter des Lasters und des Übermaßes.
Als mir am Wochenende mein Kollege aus Schulzeiten ins Ohr flüsterte, dass der Nussschnaps wegen dem Opium vielleicht etwas bitter schmecken könnte und die mitternächtliche Schlagzeug-Session mit meinem Nachbarn im Blackout verschwand, hatte ich einen Gedanken: Die nächsten Tage sind prädestiniert dafür, vor der Xbox One und dessen neuesten Spielen in einem Nebel aus Schmalz, Spirituosen und Game-Soundtrack-Gebrüll zu versumpfen.
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„Staying Sober over the Holidays.” Nach einigen Sprachbefehlen habe ich mit der Xbox One auf Youtube hilfreiche Festtags-Specials gefunden. (Foto von VICE Media)
Die PlayStation 4 wurde von uns bereits entsprechend durchleuchtet, aber bei Microsofts mächtiger Multimediamaschine kommt etwas Spannendes wie auch Nerviges hinzu. Ich habe das Ding auf Englisch gestellt um die Kinect-Spracherkennung zu nutzen, was gut funktioniert, aber auch irgendwie nicht gut genug. Man manövriert sich lauthals durch Spielmenüs, Filmservice-Anbieter, Musik, Friendslisten, Skype, Internet Explorer (schon bisschen altbacken, oder?), Youtube und unzählige Android-artige Apps um dann doch seufzend die essenziellen Vorgänge wieder mit dem Controller auszuführen.
Kinect hört nicht nur zu, sondern ist auch eine Kamera, was der NSA in Zukunft sicher die ekelhaftesten Bilder seit Gesichter des Todes liefern wird—alleine von meiner IP-Adresse aus—, und somit ist Menü-Steuerung auch mit Handbewegungen möglich. Da habe ich dann aufgegeben, weil wie ein wild ins Leere gestikulierender Irrer habe ich schon auf der letzten Weihnachtsfeier ausgesehen.
Das ist wohl der spannendste Titel, der exklusiv für die Xbox One erschienen ist. Stell dir vor, Saints Row wird von Zombies überrannt. Dead Rising 3 ist nichts anderes als ein trotteliges Sandbox-Game mit Unmengen von Untoten—und ich verwende das Wort „Unmenge” nicht leichtfertig. Tatsächlich tun sich in den Straßenzügen des verwüsteten (und fiktiven) Los Perididos ein Haufen, von machmal hunderten Zombies auf und man stutzt mitsamt Protagonisten Nick, dem A-Team MacGyver schlechthin. Um nicht zu Verrecken, solltest du dir einfach innovative Mordinstrumente zum Massenschlachten basteln, Kombinationen aus Motorsägen und Flammenwerfen beispielsweise.
Hersteller Capcom hatte damals mit Resident Evil schon ein frühes Händchen für Zombiewahnsinn bewiesen, und auch bei Dead Rising 3 wird trotz blöder Handlung, langen Ladezeiten, furchtbarem Gameplay dort und da (plus dem undurchsichtigen Spielmenü from Hell) wieder klar, dass ein Dampfwalzenmotorrad und unzählige den Weg versperrende Walker perfekt zusammenpassen. 4 von 5 Massenszenen, die Gänse häuten.
Existenzielle Sinnfreiheit wird hier wunderschön dargestellt in Form von sich im Kreis windenden Gebirgsserpentinen und Autos, die ich mir mein ganzes Leben lang nicht leisten werden kann. FU Forza 5. (Screenshot)
Das Intro des Spiels ist ein Live-Action-Video, das uns vermittelt, wie lebenswichtig Autos auf dieser Welt sind. Sie sind unsere Erinnerungen und unsere Träume von gesprengten Ketten. Und ich kotze. Kitschige Verbrennungsmotor-Verherrlichung auf diesem Niveau lehne ich ab. Zugegeben, das Spiel ist sauschön gemacht und manche Karosserien haben sexy Hecks. Bei den realistisch-organisch programmierten Rennsimulationen (mit einer Rewind-Funktion, wenn man scheiße fährt) kann ich durchaus Begeisterung eines, sagen wir mal einfältigen „Golf-GTI-Jüngers” nachvollziehen, aber letztlich sehe ich nicht den Anspruch darin, perfekt und zeitsparend eine Kurve zu nehmen.
Forza 5—auch exklusiv für die Xbox One—ist und bleibt ein CG-Schauraum für perverse PKW-Fanatiker. Es bleiben also nur 2 von 5 rein subjektiven Unterdurchschnittspunkten, da Forza 5 sicherlich das tut, was ein Rennspiel tun soll—vielleicht sogar richtig gut—, aber ich nicht das geringste Interesse daran habe.
Das sieht eigentlich ganz in Ordnung aus, knochenknackend, mit einer gewissen naturalistischen Geilheit, ist aber leider unspielbar. (Screenshot)
Ich werde mich kurz halten, was dieses grottenschlechte Produkt betrifft, entsprechend meiner dafür aufgebrachten Spielzeit. Der Aufhänger ist die Kinect-Technologie, die—in Theorie—deine Bewegungen perfekt in den Spieler übersetzt und dich interaktiv wie Sau Typen mit schlechten australischen Dialekten doublefisten lässt. Das Resultat des exklusiven Xbox One Titels, der offensichtlich rein für Promotionszwecke des neuen Kinect-Systems existiert, ist ein Fuchsberger-Knödel ausschwitzender, frustrierter Games-Redakteur, der nicht einmal über die erste Trainingsinstanz hinaus kommt. Vielleicht bin ich unfähig oder die Kamera war falsch aufgestellt, aber trotzdem resultiert die ungewünschte Anstrengung in 0 von 0 Punkten, da ich etwas, das nicht funktioniert, nicht bewerten kann.
Weiter geht es mit noch einem exklusiven Launchtitel aus Kaiser Neros Zeiten, der sehr angeberisch auf jeder Microsoft-Präsentation von der Xbox One vor sich hergetragen wurde. Das liegt wahrscheinlich daran, dass dieses fade Spiel sich grafisch aufs äußerste rausgeputzt hat, so wie die Crackmama am Elternsprechtag. Abgesehen davon, dass das Slo-Mo-Schlitzer-300 nachempfundene Gameplay klobig ist wie Grammelschmalz, der Plot sehr nach Unfilm Clash of the Titans schmeckt und alles einfach nur selbstzelebrierend dumm ist, sieht der Protagonist Marius in Ryse noch dazu aus wie ein Arsch-Prolet aus Mettmach, den ich hasse. Ergo: ein fetter Minuspunkt, wenn auch unbedeutend für euch.
Wir kennen das alles irgendwie schon. Die Barbarenfeinde sehen alle aus wie Keith Flint von Prodigy und eine epische Strandinvasion ist fast direkt von Saving Private Ryan abgekupfert, nur mit Katapulte und Pilaren anstatt MG und Mörser. Werglaubt tatsächliche Zenturio-Skills zu besitzen, repetitives Metzeln mag, Brad Pitts Mördersprung in Troja oder eine Story, die man schnell zu Überspringen lernt, bekommt von Ryse 3 von 5 nichtmedizinischen Luftröhrenschnitten.
100 Points: Heart successfully broken. (Screenshot)
Nein, ich spreche nicht von dem 2001er PC-Spiel Zoo Tycoon, sondern von der brandneuen Auflage des Zoo-Simulators für die Xboxen, One und 360. Dieses Spiel ist dermaßen lieb und fernab von bedrohlichen Inhalten, dass man es dem kaputtesten OCD-Kid sowie dem überreizten Jungschar-Hippie-Onkel geben könnte. Tatsächlich schneidet Zoo Tycoon, das alle elitären, Blut-verwöhnten Käufer links liegen lassen werden, bei mir mit Auszeichnung ab.
Das sind die Spiele die tiefgehend und auf Dauer Spaß machen, gerade wenn du dir eigene Parks aufbaust und diese ordentlich verwalten musst. Dann darf man sogar die Elefanten füttern! Völlig frei von Ironie stehe ich auf die Unschuld und den immersiven Knudelfaktor von Zoo Tycoon. Leider gibt es keinen rosa Drachen, den man jagen kann.Das sind mindestens 5 von 5 unbeschwerten Tagen heiler Welt ohne Mord und Todschlag—dafür muss man Scheiße wegräumen.
Ich hatte vor einem Jahr mit dem dritten Teil der Battlefield-Reihe eine intensive Liebesbeziehung und fand bereits damals den Detail-Reichtum und das geniale, für mich normalerweise immer unsympathische Multiplayer-System schon traumhaft (das hat hier auch noch viele Bugs, aber ist so f*cking nutzerfreundlich, dass ich alles verzeihe). Ich als Zivildiener erfreue mich besonders an den modernen Schlachtfeldern mit einstürzenden Hochhäusern, Team-Mitspielern im Heli oder Kampfjet und an der nahe an Verzweiflung grenzenden Herausforderung gegen menschliche Gegner in den Krieg zu ziehen. Man hört nicht auf zu kämpfen, weil man langsam immer besser wird. Ein fieses Spielkonzept, aber trägt Früchte.
Hinreißende Maps in chinesischen Metropolen, an Staudämmen oder mit Inselgeplänkel hetzen uns als Chinesen, Russen und Amis auf einander. Man überlegt sich, ob wir so die Kriege der Zukunft kämpfen werden, so wie in WarGames. Am liebsten nehme ich in Battlefield 4 meinen Engineer, der den Raketenwerfe in der Tasche hat, und gehe auf Panzerjagd oder ich setze mich im Hubschrauber dazu, ans MG oder so. Den nächtlichen Terrorträumen des Serverabsturzes steht nichts mehr im Wege. 4 von 5 Suchtfaktoren im Fadenkreuz.
Auch auf Xbox 360, PS3, PS4 und PC erhältlich.
Dieses Spiel wurde von mir schon in höchste Höhen gelobt, aber mit dem Upgrade auf 1080p bekommt die zusammengelegte Inselprominenz der Karibik noch ein Stück Sexy oben drauf. Wenn bei den Aussichtspunkten auf den Gipfeln und hohen Türmen Havannas oder Nassau die Panoramakamera sich um Kapitän Kenway dreht, ruckelt nichts im Bildaufbau, nicht einmal die Schlachtfregatte ganz hinten am Horizont. Das sieht aus wie geleckt und so bleibt es auch bei den 4 von 5 Glitzergrafiken in der Gischt der Garibik.
Auch auf Xbox 360, PS3, PS4 und PC erhältlich. Von uns live getestet bei LaZ!
Egal ob und wie ihr eingestellt seid, setzt die Tabletten ab und versichert euch mit Lego Marvel Heroes den Anfang eurer Entsozialisierung. Nach dem Spiel glaubt ihr an Thor, Hawkman und Dr. Doom, sowie dass alles in eurer näheren Umgebung aus Legoteilchen besteht. Wenn ihr dann eingeliefert werdet, mit einem breiten Grinsen auf den Lippen und Lego-Phobie, dann wisst ihr, dass ich recht hatte. Der hohe Unterhaltungswert von Lego Marvel Heroes wird lediglich von dessen kompletten Entbehrlichkeit übertroffen. Ich gebe dem psychotropen Überreizungsspiel, ein paar 1000 von den unendlich vielen Legoteilchen dieser Erde.
Auch auf Xbox 360, PS3, PS4 und PC erhältlich. Von uns live getestet bei LaZ!
Ein fröhliches Xmas One euch allen …
Josef Zorn auf Twitter: @theZeffo
